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Am Inle Lake



Mittwoch/Donnerstag 13./14.2.2013

Der Inle See (In = See, Le = „4 Dörfer See) wirkt wie ein Juwel inmitten des Staubes und der Trockenheit des übrigen Landes. Mit einer Ausdehnung von 10 x 22 Kilometern bietet er auf einer Fläche von 875 ha Lebensraum für 70000 Menschen in 17 Dorfgemeinschaften. Die Bewohner nennen sich "Intha" oder „Kinder des Sees". Sie leben am und auf dem See in Pfahlhäusern, die die ca 1 m Differenz Meereshöhe durch die Regenzeit ueberstehen können. Wir sehen stabile Bauten mit einer Holzverlattung, aber auch
Pfahlbauten aus Bambusstaemmen und geflochtenen Bambuswänden. Um die Dörfer erstrecken sich die „schwimmenden Gärten“. Es sind aus Schlamm aufgeworfene Hügel, die mit Grünzeug bepflanzt sind. 

Früh morgens löst ein lauthalses Vogelgezwitscher das Foschkonzert der Nacht ab. Im Morgengrauen liegt eine dünne Nebelschicht über dem ruhenden See. Schemenhaft zeichnen sich die Fischer auf ihren flachen Kähnen ab. Sie werfen ihre trichterförmigen Fischreusen aus. Mit dem einen Beinumschlingen sie dabei das Ruder und klemmen es zwischen Hüfte und Fuß, um dieHände frei zu haben und das Boot zu steuern. Dies hat ihnen den Begriff der„Einbeinruderer“ eingebracht und ist auf allen Bildern von Burma zu sehen.

Gegen 7.00 zieht das erste Morgenrot über die Hügelkämme.Die Menschen sind schon lange wach. Sie sitzen auf Holzstegen vor den Häusernund waschen sich im See. Die Frauen behalten dabei ihre langen Wickelröcke an,die Männer krempeln ihre Hosenbeine hoch. Nur die Kinder genießen noch das Privileg, nackt umherzuplanschen. Die Boote knattern mit ihren Passagieren in der Fahrrinne des Sees. Die Schrauben stieben eine kreisrunde Wasserfontaine auf, das Heck hebt sich vom See ab. Alles scheint in Eile zu sein.


Wir erreichen nach einer Stunde Indein, ein verschlafenes Dorf, das alle 5 Tage durch den  Markt belebt wird. Wir sehen vieleTouristenboote und noch mehr Touris, die etwas despektierlich auf  Fotosafari gehen und die armen Marktfrauen abschießen. Über einen überdachten Gang führt ein Gang mit Souvenirbuden und Devotionalien zum Tempel. Wir verlassen ihn jedoch und laufen über einenausgetretenen Pfad durch das trockene kniehohe Gras zum Pagodenwald. 

Über 1000 Stupas bilden einen dichten „Pagodenwald“.Sie entstanden im 17. Jahrhundert unter den Shan Fürsten und zeigen kunstvolle Steinmetzarbeiten und z.T. auch Wandmalereien. Erst ab 2008 begann man, sie wieder zu restaurieren. Angeblich versprechen sich viele wohlhabende Chinesenein gutes Karma. Als wir vor 3 Jahren hier waren, sahen wir noch gut 90% in ruinösem Zustand. Jetzt scheint die Zeit es gut gemeint zu haben und sie vor dem endgültigen Verfall zu retten. Die teils weißen, goldenen oder backsteinroten Stupas mit den kunstvoll geschmiedeten Kronen sind ein schöner
Anblick, vermischt mit dem morbiden Charme wild wachsenden Grases, dem Klingen der unzähligen kleinen Glöckchen im Wind und bröckelnder Fassaden.





Inmitten des Sees liegen zahlreiche Handwerksbetriebe.Wir sparen uns den Silber- und Goldschmied. Eine Weberei stellt aus Lotusstengeln Schals her. Es ist eine Fieselarbeit, aus den Stengeln, die feinen Fasern zu lösen, die dann zu Fäden gezogen, gefärbt und auf einem Webstuhl verarbeitet werden. Alles „made by Handarbeit“. Die Färberei sieht aus wie eine Hexenküche, in der in großen Töpfen die Farben angesetzt und die Fäden eingefärbt werden.

Die Schmiede ist kaum anders. In einem Pfahlhaus auf dem See ist eine große Feuerstelle mit Kohle und Wassertrog. Die Kohlen glühen, und tiefrot schimmert das Metall darin.Verwendet werden alte Metallfedern von LKW’s oder PKW’s. Hier wird ihnen neues Leben eingehaucht. Die Zange packt den Rohling und der niedersausende Hammer gibt dem Stück eine neue Form. Zu dritt stehen sie im Kreis und schlagen auf den Amboss. Tack-tack-tack. Und wieder und wieder, bis der Rohling nicht mehr glüht. Dann setzen die drei ihre Hämmer ab, warten einen kurzen Moment und dann geht es wieder in der Runde herum. Glocken, Zimbeln, Scheren, Äxte, Hacken und Messer. Alles was ein Farmer braucht.

 "Longneck woman"

In einer anderen Weberei verkaufen die Frauen der Padaung, auch Longneck Frauen, ihre Sachen. Im Norden von Thailand sind sie als „Karen People“ bekannt. Vom InleSee begann jedoch ihre Wanderung. Eine ältere Frau muss geduldig für Fotos herhalten. Ab dem fünften Lebensjahr werden den Mädchen Messingringe um den Hals gelegt. Mit zunehmendem Alter und mit steigender Zahl der Ringe, drückt das Gewicht das Schlüsselbein nach unten, was den Frauen den Eindruck eines langen Halses vermittelt. Abnehmen werden sie die Ringe nicht mehr. Ihre Nackenmuskulatur könnte den Kopf gar nicht mehr halten, ein burmesischer „stiffneck“.

Abends genießen wir die Ruhe des Resorts. Die Sonne geht hinter den Hügeln unter, das Abendrot zieht auf, und die Frösche fangen an zu quaken…


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